An 27. Juni 2019 sind gegen ca. 1:30 Uhr morgens in Hamburg die Verhandlungen zwischen IG Metall und Gesamtbetriebsrat mit Atos/Unify über die Transformation ohne Ergebnis unterbrochen worden. Grund dafür: Nach mehr als 15 Stunden waren die Verhandlungen an einem kritischen Punkt angelangt. Es wurde klar, dass zu diesem Zeitpunkt keine Lösung möglich war, die Verhandlungen aber nicht gescheitert sind.
In den Verhandlungen gab es bis dahin deutliche Fortschritte: Die IG Metall und der GBR konnten bei einigen ihrer Forderungen vorankommen, auch hatte der Arbeitgeber Schritte auf die IG Metall und den GBR zu gemacht. Aber wichtige Themen konnten noch nicht gelöst werden und sind weiterhin streitig.
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Atos: Warnstreik vor finaler Tarifverhandlung
Einen Tag vor der entscheidenden Tarifverhandlung traten mehr als 270 Beschäftigte in einen befristeten Warnstreik.
Um 10 Uhr am Dienstagmorgen hatte die IG Metall die Beschäftigten der Standorte Gelsenkirchen, Essen und Düsseldorf zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.
Am heutigen Mittwoch treffen die Verhandlungspartner in Hamburg zur letzten geplanten Tarifverhandlung zusammen. Ob es zu einem Tarifabschluss zur Transformation kommt, ist fraglich, denn noch liegen die Positionen sehr weit auseinander. Atos muss das Unternehmen für die Zukunft umbauen und neu aufstellen (Transformation). Dazu will der Arbeitgeber bundesweit 1600 Arbeitsplätze abbauen und noch einmal die gleiche Anzahl in andere Unternehmen outsourcen. Die Kosten dazu will er mit 75 % auf die Belegschaft abwälzen, in dem diese auf Entgelt und freie Tage verzichten sollen.
Nicht akzeptabel, erklärt Alfons Rüther, IG Metall Essen, den Streikenden. „Denn gleichzeitig hält Atos an der Dividendenerhöhung um 20 Cent in den kommenden zwei Jahren fest. Atos will die Gewinne steigern und gleichzeitig die Belegschaft zur Ader lassen, das ist für die IG Metall nicht verhandelbar“, erklärt Rüther.
Die IG Metall wirft dem Arbeitgeber einen unstrukturierten Verhandlungsstil vor. Wer einerseits sozialverträglichen Abbau einfordert, der muss andererseits Rechtssicherheit für die Betroffenen schaffen. Verhandlungen über verbindliche Altersteilzeit oder Übernahme von Weiterbildungskosten lehnte Atos bisher ab und fordert diese als freiwilligen Beitrag ein. Stattdessen wiederholte der Arbeitgeber seine Forderung nach Entgelt- und Urlaubsverzicht. Die IG Metall fordert eine Beschäftigungsgarantie über fünf Jahre, hierzu hat der Arbeitgeber noch gar kein Angebot vorgelegt.
Die hohe Streikbeteiligung zeigt trotz Sommerhitze, dass der Belegschaft eine sozialverträgliche Lösung am Herzen liegt. Die IG Metall kann nach einer erfolgreichen bundeweiten Warnstreikwelle gestärkt in die kommenden Tarifverhandlungen eintreten.
Kleine Notiz am Rande: Ein IG Metall-Vertrauensmann rief an und bat die IG Metall, doch zum Warnstreik Toilettenpapier zu liefern. Die Reinigungsverträge würden zurzeit nicht bedient und das Toilettenpapier werde langsam knapp. Er witzelte dabei, ob Atos schon zu solchen Maßnahmen greife, um den Gewinn zu sichern?