Die Tarifkommission der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie hat einstimmig die Forderungsempfehlung an den IG Metall-Vorstand beschlossen: Demnach sollen die Monatsentgelte um 8,2 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten steigen. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung für die rund 68 000 Beschäftigten verlängert werden.

„Die Beschäftigten erwarten angesichts der stark steigenden Preise und der guten Situation in vielen Betrieben eine ordentliche Erhöhung ihrer monatlichen Entgelte“, so Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer.

Die Diskussion in der Tarifkommission hat deutlich gemacht, dass diese Tarifrunde alles andere als gewöhnlich ist. Zum einen überschattet der brutale Angriff Russlands auf die Ukraine alles und führt zu hoher Unsicherheit. Die Kosten der Unternehmen für Energie und Rohstoffe sind seit Kriegsbeginn regelrecht explodiert. Zum anderen kann die Stahlindustrie diese gesteigerten Kosten bisher weitestgehend an die Kunden weitergeben. So lag der Warmbandpreis pro Tonne am 18. April 2022 bei 1351 Euro. Am 23. Februar, einen Tag vor Kriegsausbruch, lag der Preis noch bei 965 Euro. In der Berichterstattung der Tarifkommissionsmitglieder wurde deutlich, dass auch aufgrund dieser Entwicklung viele Stahlkonzerne zurzeit ein gutes Geschäft machen und ihre Ergebnisprognose für das Jahr 2022 angehoben haben.

Giesler betonte, dass jedem Tarifkommissionsmitglied klar sei, dass Tarifpolitik nicht alleine die kriegsbedingte Teuerungsrate ausgleichen könne. Daher sei es gut, dass die Politik, auch auf Drängen der IG Metall, erste Maßnahmenpakete verabschiedet habe, die Entlastung für die Menschen brächten.

Dennoch blieben berechtigte Interessen der Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter, zumal es die letzte tabellenwirksame Entgelterhöhung im Jahr 2019 gegeben habe. Giesler: “Die IG Metall hat in der Tarifrunde im letzten Jahr zum Höhepunkt der Corona-Pandemie verantwortungsvoll gehandelt und dazu beigetragen, dass die Branche gut durch die Krise kam. Jetzt müssen die Unternehmen Verantwortung zeigen und die soziale Sicherheit der Beschäftigten schützen. Die Stahlbranche hat ein hervorragendes Jahr 2021 hinter sich. Und anders als die Beschäftigten können die Unternehmen jetzt die gestiegenen Kosten weiterreichen und damit in Profit umwandeln. Zudem liegt die Auslastungs- und die Auftragslage stabil auf hohem Niveau. Eine spürbare Erhöhung der Entgelte ist sozial gerecht und auch verkraftbar.“