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Am heutigen Donnerstag beginnt die vierte Verhandlung in der Tarifrunde der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Tausende Textilerinnen und Textiler haben sich bereits an Warnstreiks und Aktionen beteiligt.
Die Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsindustrie West haben auch in der zweiten Warnstreikwelle den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. Bei einem Aktionstag heute in Heidenheim beteiligten sich über 800 Textilerinnen und Textiler. „Die Kolleginnen und Kollegen aus der Region haben in Heidenheim ein starkes Zeichen gesetzt“, so Christian Schwaab, Tarifsekretär der IG Metall Baden-Württemberg. Die vierte Tarifverhandlung findet am 10. April in Eitorf (NRW) statt.
Zur dritten Verhandlung in der Tarifrunde der Textil- und Bekleidungsindustrie West präsentierten die Arbeitgeber nur ein minimal verbessertes Angebot. Die IG Metall-Verhandlungskommission wies das Angebot empört zurück.
Neues Angebot bedeutet weiterhin Reallohn-Minus
Die Arbeitgeber lieferten in der dritten Verhandlungsrunde kein erkennbar besseres Angebot. Statt auf die Forderungen der IG Metall einzugehen, boten sie lediglich minimale Verbesserungen der Prozente an. Danach sollen die Beschäftigten zum 1. November 2025 1,5 Prozent und ein Jahr später 2 Prozent mehr Geld erhalten. Selbst mit der in dem Angebot enthaltenen Einmalzahlung von 200 Euro führt das Angebot der Arbeitgeberseite wahrscheinlich zu einem Reallohn-Minus bei den Beschäftigten. Auch bei der Fortführung und Verbesserung der Altersteilzeit blieb das Angebot hinter den Vorstellungen der IG Metall zurück. Die Gespräche zu einem Mitgliederbonus wurden weiterhin verweigert.
„Wir sind gesprächs- und verhandlungsbereit. Für ein Reallohn-Minus der Beschäftigten stehen wir aber nicht zur Verfügung. Die Beschäftigten brauchen dringend ein Entlastungspaket als Antwort auf Preissteigerungen und Arbeitsstress“, so Bürger nach dem Ende der Verhandlung.
Die IG Metall ist mit einer Forderung von 6,5 Prozent, mindestens aber 200 Euro, in die Tarifrunde gestartet. Insbesondere für die unteren Entgeltgruppen, die besonders von den gestiegenen Preisen des alltäglichen Bedarfs belastet sind, ist eine Entlastung durch einen Mindestbetrag wichtig. Überhaupt steht das Wort „Entlastung“ im Mittelpunkt der Tarifauseinandersetzung. Die Altersteilzeit soll mit dem neuen Tarifvertrag nicht nur erhalten, sondern die verfügbaren Plätze pro Unternehmen auch ausgeweitet werden. Auf diese Weise sollen mehr Beschäftigte früher und somit mit weniger belastet in Rente gehen können.
Durch Gespräche zu einem Mitgliederbonus sollen außerdem die IG Metall-Mitglieder entlastet werden. Sie leisten durch ihre Mitgliedschaft nicht nur einen besonderen finanziellen Beitrag, sondern setzen sich auch aktiv für bessere Tarifverträge ein. Das soll belohnt werden.
Gestärkt in die nächste Verhandlungsrunde
Seit Anfang März laufen die Warnstreiks in der Tarifrunde der Textil- und Bekleidungsindustrie West. Bei der dritten Verhandlungsrunde in Ostbevern kamen 500 Textilerinnen und Textiler zusammen, um deutlich zu machen, dass sie hinter den Forderungen der IG Metall stehen. Viele Beschäftigte aus der Region kamen in Bussen auf den Vorplatz des Verhandlungslokals. Einige legten auch weitere Strecken zurück. 350 Kilometer waren es bei Linda Kuchel aus Kiel von der Pelz GmbH. Ihr Wecker ging mitten in der Nacht, damit sie pünktlich zur Kundgebung kommen konnte. „Mir geht es darum zu zeigen, dass meine Kollegen und ich hinter der Forderung stehen. Ohne uns würde im Betrieb nichts laufen. Da haben wir mehr verdient“, fordert Kuchel.
Auch Heike Lange von der Firma Bremskerl-Reibbelagwerke und Mitglied der Verhandlungskommission findet in ihrer Rede bei der Kundgebung klare Worte: „Wir machen einen guten Job. Und der muss auch entsprechend gut bezahlt werden“, so Lange. Wie wichtig die Entlastung der unteren Lohngruppen sei, erlebt Heike im Gespräch mit ihren Kolleginnen und Kollegen immer wieder: „Bei uns gibt es viele, die nach einer 5-Tage-Woche im Betrieb, am Wochenende noch einen Zweitjob machen müssen. Nur um die gestiegenen Kosten auszugleichen oder ab und zu mal was mit der Familie unternehmen zu können.“
Gestärkt durch die Warnstreiks geht die IG Metall Tarifkommission am 10. April in die vierte Verhandlungsrunde.