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Die Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie brauchen dringend mehr Geld. Darum fordert die IG Metall 6,5 Prozent mehr Geld – mindestens aber 200 Euro.

Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie – mindestens aber 200 Euro. Außerdem sollen die Konditionen für die Altersteilzeit verbessert und die Anzahl der Plätze erhöht werden. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Diese Forderungen hat der Vorstand der IG Metall am Dienstag auf Empfehlung der Tarifkommissionen hin beschlossen. Geplant sind auch Gespräche zu besonderen Konditionen für IG Metall-Mitglieder.

Die Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie sind besonders belastet. Während die Preise immer weiter steigen, sind nach wie vor besonders die unteren Einkommensstufen davon betroffen.

Beschäftigte haben kein Finanzpolster

Zwar konnte in der letzten Tarifrunde der Textil- und Bekleidungsindustrie ein Plus von 8,1 Prozent in zwei Stufen für die Beschäftigten durchgesetzt werden, aber die Preissteigerungen übersteigen diesen  Ausgleich. Eine Beschäftigtenbefragung der IG Metall ergab daher auch, dass 69 Prozent weiterhin einen Ausgleich für die gestiegenen Lebenshaltungskosten als dringend empfinden.

Die wirtschaftliche Lage in den Betrieben ist zum Teil angespannt, aber nicht nur, wie die Befragung unter den Beschäftigten zeigt. 67 Prozent sehen die Lage in ihren Betrieben als solide bis gut an, 4 Prozent sogar als sehr gut.

IG Metall-Verhandlungsführerin Miriam Bürger betonte die Dringlichkeit ordentlicher Entgelterhöhungen: „Unsere Forderung ist leistbar, gerecht und dringend geboten. Den Beschäftigten geht es schlechter als den Unternehmen. Sie haben kein Finanzpolster, mehr Geld ist dringend geboten. Wir fordern eine deutliche Geldsteigerung, insbesondere für Beschäftigte in unteren Entgeltgruppen.“

Fachkräftemangel und starke Belastungen

Neben höheren Entgelten fordert die IG Metall, die Regelungen zur Altersteilzeit in den Betrieben fortzuführen und auszuweiten. Bürger: „Die Belastungen und der Altersdurchschnitt der Beschäftigten sind hoch. Die Branche braucht somit attraktivere Arbeitsbedingungen gegen den Fachkräftemangel und mehr Ausstiegsoptionen im Alter.“

Nicht nur die Belegschaft im höheren Alter ist stark belastet, auch die Stammbelegschaft zeigt sich stark betroffen. Über 90 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass der Fachkräftemangel und die daraus entstehende höhere Arbeitsbelastung zu Stress führt und sie krank macht. Der Blick in die Betriebe bestätigt das: In mindestens zwei Drittel der Unternehmen können offene Stellen nicht ausreichend besetzt werden.

In besonderen Maße beansprucht sind auch die Mitglieder der IG Metall. Sie leisten durch ihre Mitgliedschaft nicht nur einen finanziellen Beitrag, um als Solidargemeinschaft gute Tarifverträge durchzusetzen, sie investieren durch ihr Engagement an Aktionen teilzunehmen auch zeitlich mehr als andere Beschäftigte. Daher wird die IG Metall in dieser Tarifrunde auch Gespräche über Vorteile für Mitglieder der Gewerkschaft führen.

Die erste Verhandlung zwischen den Arbeitgebern und den Beschäftigten – der zentralen Verhandlungskommission – findet am 30. Januar statt. Am 28. Februar endet die Friedenspflicht. Ab dem 1. März können die Beschäftigten für ihre Forderungen in den Warnstreik treten.