Die zweite Verhandlungsrunde in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie endet ohne Ergebnis. Rund 400 Beschäftigte machten vorher lautstark Druck. Auf das Angebot der Arbeitgeber antworten Metallerinnen und Metaller mit Warnstreiks.
Die IG Metall hat das Angebot der Arbeitgeber zurückgewiesen und mit ersten Warnstreiks begonnen. Zuvor legte die Arbeitgeberseite am Dienstag in Ingolstadt bei der zweiten Tarifverhandlung der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie ein Angebot bestehend aus Einmalzahlungen und tabellenwirksamen Erhöhung auf den Tisch – mit einer Laufzeit von 27 Monaten. „Die Arbeitgeber wollen Beschäftigte, die bis zum Umfallen schuften, für einen Lohn, von dem kein Leben möglich ist“, sagte die IG Metall-Verhandlungsführerin Miriam Bürger im Vorfeld der Verhandlung.
Arbeitgeber wollen Laufzeit bis Mai 2025
Der Arbeitgeberverband bietet eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro im April, eine zweite Prämie in Höhe von 500 Euro soll im April nächsten Jahres folgen. Eine tabellenwirksame Erhöhung von 3,25 Prozent bietet die gegnerische Verhandlungspartei erst ab diesem November. Im Folgejahr sollen dann im Oktober noch einmal 2,25 Prozent folgen. Sie fordern eine Laufzeit bis Mai 2025 – so lange könnten Beschäftigte keine neuen Entgeltsteigerungen aushandeln.
Die IG Metall hingegen fordert 8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro, um die unteren Einkommen besonders zu stützen. Außerdem soll die Altersteilzeit fortgeführt werden. Weder die Fortführung der Altersteilzeit noch die soziale Komponente fand sich im Angebot der Arbeitgeber wieder. Dabei sei die Forderung der IG Metall angemessen, so Bürger. „Die Unternehmen können und müssen sich das leisten.“
Löhne und Gehälter reichen nicht mehr aus
Dass die Beschäftigten hinter der Forderung stehen, wurde noch vor der Verhandlung bei einer Aktion vor dem Verhandlungslokal deutlich. Rund 400 Beschäftigte nahmen teils lange Anfahrtszeiten in Kauf, um lautstark ihre Forderungen auf die Straße zu bringen.
„Wir brauchen mehr Geld bei all den Überstunden, die wir leisten. Ich möchte mein Geld in meiner regulären Arbeitszeit verdienen und nicht von Überstunden abhängig sein. Ich arbeite vier Schichten. Ohne die zusätzliche Arbeitszeit, die ich mir auszahlen lasse, würde es gar nicht mehr reichen“, sagte Waltraud Weber, beschäftigt bei Continental in Weißbach. „Das ist ein Hungerlohn, pure Ausbeutung. Die Arbeitgeber sollten sich anständig um ihre Beschäftigten kümmern. Wir machen die Arbeit.“
Attraktiv bleiben für die Zukunft
Auch die Jugend machte deutlich, was ihnen für ihre Zukunft wichtig ist. „Wir brauchen eine deutlich spürbare Entgelterhöhung. Wir als junge Generation haben ein Recht auf eine sichere Zukunft, auf eine Perspektive nach der Ausbildung oder dem Studium und auf ein Einkommen, mit dem auch wir auskommen können“, sagte Emma Wehrfritz, Vorsitzende der Jugend- und Ausbildungsvertretung bei Mann+Hummel in Himmelkron. Nur so ließen sich Auszubildende und Fachkräfte für die Branche begeistern.
Die nächste Verhandlung in der Textil- und Bekleidungsindustrie findet am 15. März 2023 in Kaarst bei Düsseldorf statt.
* Titelbild: Markus Feger