Für die anstehende Tarifbewegung Holz und Kunststoff ist klar, dass die Lohn-, Gehalts- und Ausbildungsvergütungen gekündigt werden. Dies ist der Beschluss aller Tarifkommissionen. Noch stehen die Forderungen aus – die Debatte darüber geht jetzt in die heiße Phase.

Die Tarifbewegung der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie geht voran: Bis Mittwoch dieser Woche haben alle Tarifkommissionen die Kündigung der Tarifverträge zu Ende November beschlossen. Aktuell diskutieren die Mitglieder in den Betrieben über die Forderungen. Bis zum 8. Oktober sollen diese dann in den jeweiligen Tarifkommissionen in den Bezirken beschlossen werden. Im Anschluss werden die endgültigen Forderungen an die Arbeitgeber übermittelt, wobei sich durchaus kleine regionale Unterschiede ergeben können.

Die Diskussionen in den Betrieben zeigen, dass für viele Beschäftigte eine dauerhafte Entgelterhöhung im Vordergrund steht. Das bestätigt auch eine Umfrage der IG Metall in den Betrieben: 63 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Forderung von über 8 Prozent aus. Dafür sind über 71 Prozent der Kolleginnen und Kollegen schon jetzt bereit, nach Ende der Friedenspflicht für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen.

Diese Haltung ist nachvollziehbar: Während der Corona-Pandemie investierten viele in Deutschland in ihr Zuhause. Weil Hotels geschlossen blieben und die Angst vor Ansteckung kursierte, waren Urlaub daheim oder Camping angesagt. Davon profitierten die Hersteller von Wohnwagen und Wohnmobilen. Für viele Betriebe der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie bedeutete das Mehrarbeit bis zum Anschlag, um die Aufträge von Platten, Fertighäusern, Fenstern und Türen, neuen Küchen, Möbeln und Freizeitfahrzeugen zu stemmen.

Ein Dankeschön für diese außerordentlichen Leistungen haben die Beschäftigten kaum erhalten. Viele Betriebe haben immer noch volle Auftragsbücher – dennoch macht sich so langsam auch hier die Krise seit Ausbruch des Angriffskriegs in der Ukraine und die hohe Inflationsrate bemerkbar. Die Holz- und Kunststoffbranche verzeichnet im Vergleich zum Vorjahresniveau einen geringeren Umsatz. Die von der Industrie aufgebauten Kapazitäten werden aufgrund der Zurückhaltung der Verbraucher nicht ausgeschöpft.

Mit guten Löhnen Fachkräftemangel entgegenwirken

Der Blick in die wirtschaftlichen Daten zeigt aber auch: Die Branchen der Holz und  Kunststoff verarbeitenden Industrie können es sich trotz des Dämpfers bei den Umsätzen nicht leisten, bei Löhnen und Gehältern unattraktiv zu sein. Schon jetzt herrscht auch hier ein Fachkräftemangel. In den nächsten 10 Jahren werden fast 25 Prozent der Beschäftigten aufgrund der Altersstruktur die Betriebe verlassen. Darauf sind die Betriebe nicht vorbereitet.

In diesem Herbst nimmt die Tarifbewegung noch kräftig Fahrt auf: Nach den Forderungsempfehlungen der Tarifkommissionen wird der Vorstand der IG Metall Ende Oktober die Forderungen offiziell beschließen. Bis Dezember kommen Arbeitgeber sowie IG Metall zum ersten Mal zu Verhandlungen zusammen. Am 12. Januar 2024 endet die Friedenspflicht. Dann sind Warnstreiks möglich.

* Foto: Jasna Benz