Die zweite Runde der Tarifverhandlungen in der nordwestdeutschen und ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie brachte keine Fortschritte. In der ersten Verhandlungsrunde vor fast zwei Wochen hatten die Arbeitgeber eine einmalige Zahlung von 2100 Euro angeboten. Die IG Metall hat dieses Angebot als in Struktur und Volumen völlig unzureichend zurückgewiesen und die Arbeitgeber aufgefordert, ein Angebot vorzulegen, das eine dauerhaft wirkende Erhöhung der monatlichen Entgelte beinhaltet.
Die Arbeitgeber waren jedoch auch in der zweiten Verhandlungsrunde nicht bereit, die Entgelte dauerhaft zu erhöhen.
IG Metall will Prozente – dauerhaft
„Wir lassen uns diese Tarifrunde nicht durch eine Einmalzahlung abkaufen“, betont Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter NRW und Verhandlungsführer im Nordwesten. „Die Stahlbranche hat seit Monaten volle Auftragsbücher und die Gewinne sprudeln. Darum erwarten die Beschäftigten zu Recht, dass sie angemessen an der guten Geschäftsentwicklung beteiligt und nicht mit einer Einmalzahlung abgespeist werden.“
Die IG Metall fordert eine Erhöhung der Monatsentgelte um 8,2 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden. Diese Forderungen hatten die Tarifkommissionen nach Diskussion in den Betrieben Ende April aufgestellt – der IG Metall-Vorstand fasste den Beschluss dann am 8. Mai.
„Wir haben in der Verhandlung verdeutlicht: Einmalzahlungen sind nichts von Dauer. Sie werden ausgegeben und sind weg. Es braucht aber Sicherheit für die Beschäftigten nach vorne“, erklärt Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführerin in der ostdeutschen Stahlindustrie mit Verweis auf die hohe Inflation. „Wir haben den Arbeitgebern sehr deutlich gemacht, dass die Belegschaften eine Anhebung der Tabellenentgelte erwarten. Dafür gehen sie auch vor die Tore und sind durchsetzungswillig.“
Warnstreiks im Osten – Nordwesten stimmt heute ab
Die Mitglieder der IG Metall-Tarifkommission für die ostdeutsche Stahlindustrie wollen nun nach Ablauf der Friedenspflicht am 30. Mai um 24 Uhr den Druck auf die Arbeitgeber durch Warnstreiks in ihren Betrieben erhöhen. Das hat die Tarifkommission bereits unmittelbar nach der Verhandung beschlossen.
Die Tarifkommission Nordwest will am heutigen Mittwoch über mögliche Warnstreiks abstimmen. Verhandlungsführer Giesler machte deutlich, dass die Verärgerung über die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber groß sei: „Wir haben die Stahlbranche im letzten Jahr mit einem verantwortlichen Krisenabschluss gut durch die Pandemie gebracht. Die Beschäftigten haben teilweise mit Extraschichten ihren Beitrag dazu geleistet, dass jetzt richtig viel Geld in der Branche verdient werden kann. Nun wäre es an der Zeit, dass die Arbeitgeber angesichts der steigenden Inflation mit einer guten Entgelterhöhung soziale Verantwortung gegenüber den Beschäftigten übernehmen. Aber da kam heute nichts. Das macht die Beschäftigten gerade angesichts der großen Gewinne wütend. Mit dem Angebot einer Einmalzahlung ist die Eskalation des Konfliktes vorprogrammiert. Dafür tragen die Arbeitgeber Verantwortung.“