Private Equity: Finanzinvestoren schaden häufig

Kurzfristig orientierte Finanzinvestoren bringen Unternehmen oft große Belastungen und ein erhöhtes Insolvenzrisiko. Eine neue Studie zeigt, wie sich Beschäftigung, Schulden und Eigenkapital nach einer Übernahme entwickeln.

Aufkaufen, zerlegen, weiterverkaufen: So gehen manche Finanzinvestoren mit Unternehmen um. Sie betrachten sie als Handelsware, mit der sie in möglichst kurzer Zeit möglichst hohen Gewinn erzielt wollen.

Eine neue Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Für viele betroffene Unternehmen stellt der ein Einstieg eines Finanzinvestors eine erhebliche Belastung dar. Oft steigen die Schulden, die Eigenkapitalquote sinkt, Vermögenswerte werden verkauft, Beschäftigte entlassen.

Für die Studie untersuchte der Finanzierungsexperte Christoph Scheuplein vom Institut Arbeit und Technik (IAT) die wirtschaftliche Entwicklung von 156 Unternehmen in Deutschland, die 2013 von einer Private-Equity-Gesellschaft (siehe Infobox) übernommen wurden. Diese Firmen verglich er mit ähnlichen Unternehmen ohne Finanzinvestor.

Die zentralen Ergebnisse:

  • Die Beschäftigung entwickelte sich in den Unternehmen ohne Finanzinvestor deutlich besser als in denen mit Investor. Vor allem im Jahr direkt nach dem Einstieg eines Finanzinvestors sank die Beschäftigung häufig.
  • Bei der Eigenkapitalquote standen Unternehmen mit Finanzinvestor am Ende des Untersuchungszeitraums deutlich schlechter da als die Vergleichsgruppe (Eigenkapitalquote 14 Prozentpunkte niedriger). Besonders wenig Eigenkapital hatten Firmen, die nach kurzer Zeit von einem Finanzinvestor an den nächsten weiterverkauft wurden.
  • Die Verschuldung der Firmen im Besitz von Private Equity lag deutlich höher. Folge: Höhere Insolvenzgefahr.
  • In vielen Fällen verkauften die Finanzinvestoren das erworbene Unternehmen nach wenigen Jahren wieder. Von den untersuchten Unternehmen, die 2013 übernommen worden waren, hatten bis 2019 fast zwei Drittel schon wieder einen neuen Eigentümer – in vielen Fällen erneut ein Finanzinvestor.

Hilfreiche Investoren: Die „Best Owner Group“

Nicht alle Finanzinvestoren sind ausschließlich an schnellem Profit interessiert. Entscheidend für die Beschäftigten ist, dass Investoren am Erhalt des Unternehmens interessiert sind und nicht am schnellen Weiterverkauf.

Fest steht: Zahlreiche Unternehmen brauchen dringend Kapital und sind auf Investoren angewiesen, derzeit zum Beispiel Automobilzulieferer.

Die IG Metall hat speziell für diese Branche die Gründung eines Fonds angestoßen. Er soll – durch gezielte Investitionen –  das Auslaufen der Verbrennertechnologie über Jahrzehnte begleiten und in dieser Zeit Beschäftigten und Autoherstellern Sicherheit geben.

Hintergrund: Private-Equity-Gesellschaften gelten als besonders aktive Finanzinvestoren. Ihr Geschäftsmodell ist der Kauf und Verkauf von Unternehmen. Der Kauf wird oft zum Großteil mit Fremdkapital finanziert, das anschließend nicht selten den übernommenen Firmen als neue Verschuldung aufgeladen wird. Das Engagement der Private-Equity-Gesellschaften ist meist kurzfristig angelegt.

Quelle: Hans-Böckler-Stiftung