Foto: Bernd Röttgers

Die Arbeitgeber legen bei der dritten Verhandlung der nordwestdeutschen Stahlindustrie Prozente auf den Tisch, wollen aber eine viel zu lange Laufzeit. Die Reallöhne sichert ihr Angebot auch nicht. Das Gegenangebot der IG Metall lehnen sie ab. Nun drohen Warnstreiks.

Die Arbeitgeber lassen eine weitere Chance vergehen, noch vor der Friedenspflicht einen Tarifabschluss zu erzielen: Auch die dritte Tarifverhandlung der nordwestdeutschen Stahlindustrie endete am Mittwoch ohne Ergebnis. Die Arbeitgeber haben nach Aufforderung der IG Metall eine prozentuale Erhöhung von 1,2 Prozent ab Anfang 2026 geboten. „Das ist viel zu wenig, um die Reallöhne zu sichern“, sagte Knut Giesler, Verhandlungsführer der IG Metall, „und die Laufzeit mit insgesamt 16 Monaten viel zu lang“. Die IG Metall hat daraufhin einen Lösungsvorschlag unterbreitet, den die Arbeitgeber abgelehnt haben.

Das Gegenangebot, das die Verhandlungskommssion der IG Metall auf den Tisch gelegt hat, sieht vor, dass die Entgelte ab dem 01. Januar 2026 bis September 2026 um 2 Prozent steigen. Noch 2025 soll es eine Pauschalzahlung von 300 Euro für die Beschäftigten geben, die je nach wirtschaftlicher Lage des Betriebs auf 0 Euro abgesenkt werden kann. IG Metall-Mitglieder sollen nach dem Vorschlag der Gewerkschaft 150 Euro pauschal garantiert bekommen.

Die Arbeitgeber lehnten den Vorschlag ab. Sie wollen keinen Mitgliedervorteil, und sie wollen offenbar verhindern, dass der neue Tarifvertrag im Laufe des Jahres 2026 ausläuft. Die IG Metall hingegen möchte eine Laufzeit von zwölf Monaten – und so eine Korrekturmöglichkeit im kommenden Jahr schaffen. „Wir wollen reagieren können, sollte sich die Stahlbranche erholen“, sagte Knut Giesler.

IG Metall will Beschäftigung, Reallöhne und Fachkräfte sichern

Die IG Metall hat angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage keine prozentuale Entgeltforderung aufgestellt, sondern fordert eine Garantie der Reallöhne und der Beschäftigung.

„Die IG Metall hat mit ihrer Forderung gezeigt, dass sie in dieser für alle schwierigen Lage neue Wege einschlägt. Leider sind die Arbeitgeber bisher nicht bereit, dabei mitzugehen“, kritisiert Jan Otto, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführer für die ostdeutsche Stahlindustrie. „Einmalzahlungen sind völlig ungeeignet, um bei dauerhaft steigenden Preisen die Reallöhne zu sichern.“

 

Am Donnerstag nächste Verhandlung im Osten

Die Verhandlungen gehen am Donnerstag mit der dritten Runde in der ostdeutschen Stahlindustrie weiter. Die nordwestdeutsche Stahlindustrie hat noch einen weiteren Verhandlungstermin vor dem Ende der Friedenspflicht im September vereinbart. Sollten die Arbeitgeber diese letzte Chance nicht nutzen, „sind wir bereit zu Warnstreiks“, sagte Giesler. In den Betrieben haben die Vorbereitungen dazu bereits begonnen.

Die IG Metall verhandelt für rund 60 000 Beschäftigte in der nordwestdeutschen und 8 000 Beschäftigte in der ostdeutschen Stahlindustrie. Die Friedenspflicht endet am 30. September um 24 Uhr.

In der saarländischen Stahlindustrie starten die Tarifverhandlungen erst im November.

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