Die Beschäftigten im Schlosserhandwerk NRW kämpfen mit Warnstreiks für mehr Geld. Vor der nächsten Verhandlungsrunde am 17. Oktober machen sie Druck für Erhöhungen, von denen 55.000 Beschäftigte der Branche in NRW profitieren.
Diese Woche sind viele Schlosserbetriebe in NRW zu Warnstreiks aufgerufen. Die IG Metall fordert in der Tarifrunde für die 55 000 Beschäftigten im Schlosserhandwerk eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 8,5 Prozent, mindestens aber um 270 Euro. Die Laufzeit soll 12 Monate betragen. Außerdem fordert die IG Metall die Angleichung der Ausbildungsvergütungen an die Industrie.
Die Beschäftigten von BOS in Rheine waren die ersten, die sich an der Warnstreikwelle beteiligten. Alle drei Schichten legten für eine Stunde die Arbeit nieder. Mit 470 Mitarbeitern ist BOS eine der größten Schlossereien in NRW. Der Betriebsratsvorsitzende von BOS, Denis Bolik: „Die Beschäftigten stehen voll hinter der Forderung der IG Metall. Alle merken, dass sie weniger Geld im Portemonnaie haben. Da muss mehr rüber kommen, sonst läuft das nicht.“
Bei BOS werden Stahlzargen und Materialcontainer hergestellt. Der Organisationsgrad liegt bei 80 Prozent. Für Auszubildende fordern die Warnstreikenden eine Angleichung der Vergütung an die Industrie. In der Metallindustrie wird im Schnitt 200 Euro mehr im Monat gezahlt als im Handwerk. „Wenn wir attraktiv für junge Leute sein wollen und den Bedarf an Fachkräften decken wollen, muss die Ausbidungsvergütung angehoben werden“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Bolik, der bei BOS Bauschlosser gelernt hat.
Volumen des Angebots nicht ausreichend
Bisher haben die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde 4,75 Prozent für 15 Monate und 3,65 Prozent für weitere 9 Monate geboten. Außerdem haben sie eine Inflationsausgleichsprämie von 850 Euro angeboten. Das hat die Tarifkommission für das Schlosserhandwerk NRW als unzureichend bewertet und einstimmig Warnstreiks beschlossen. Zwar sei es erfreulich, so Patrick Loos, Verhandlungsführer der IG Metall NRW, dass die Arbeitgeber bereits in der zweiten Verhandlung ein interessantes Angebot vorgelegt hätten, aber das Volumen sei bei der Laufzeit nicht ausreichend.
„Das Gesamtpaket stimmt noch nicht“, erklärt Loos. Beim Entgeltangebot, bei der Laufzeit und bei der Ausbildungsvergütung braucht es noch Bewegung auf der Arbeitgeberseite. Loos betonte, dass die IG Metall beim letzten Abschluss vor zwei Jahren in der Corona-Krise eine sehr verantwortliche Tarifpolitik betrieben habe. Er verwies zudem auf die in diesem Zeitraum stark gestiegene Inflationsrate, die vielen Menschen ein großes Loch in den Geldbeutel gefressen habe und die Menschen auch heute noch belaste. Loos: „Wir haben Verantwortung gezeigt. Das erwarten wir jetzt auch von den Arbeitgebern. Und Verantwortung heißt in dem Fall vor allem soziale Sicherheit und damit mehr Geld für die Beschäftigten.“ Die nächste Verhandlung findet am 17. Oktober statt. Bis dahin werden sich noch viele Beschäftigte in NRW an den Warnstreiks beteiligen.
* Foto: Bernd Röttgers