Einigung bei Atos: Befürchteter Jobabbau ist vom Tisch

In der letzten Verhandlungsrunde gelang endlich der Durchbruch:

Nach dem Atos auf seine überzogenen Forderungen an die finanzielle Beteiligung der Arbeitnehmer verzichtete, konnte ein gutes Paket als Fundament für eine erfolgreiche Transformation verhandelt und abgeschlossen werden. IG Metall und Atos haben sich auf Qualifizierungen und eine Jobgarantie geeinigt. Allerdings müssen die Mitarbeiter auch Einschnitte hinnehmen.

Nach mehr als weiteren 20 Stunden Verhandlungen haben sich am 26. Juli die Verhandlungsdelegation der IG Metall und des Gesamtbetriebsrats (GBR) mit Atos/Unify auf ein Verhandlungsergebnis geeinigt. Damit ist das Fundament für die dringend notwendige Transformation des Unternehmens gelegt.

Kern der Einigung ist der Umbau des Unternehmens ohne Restrukturierung und betriebsbedingten Personalabbau. Stattdessen hat Atos/Unify zugesagt, eine großangelegte Qualifizierungsoffensive durchzuführen. Flankierend zum Umbau wird ein Transformationsbüro eingerichtet, dass die einzelnen Schritte überwachen und mitgestalten soll. Im Transformationsbüro erhalten die Beschäftigten über den GBR auch zusätzliche Mitbestimmungsrechte, um sicherzustellen, dass die Transformation gelingt, im Sinne der Beschäftigten umgesetzt und niemand überfordert wird. Das Transformationsbüro hat auch die Aufgabe Beratung für die Beschäftigten anzubieten. Atos hat sich verpflichtet entsprechende Ressourcen für das Transformationsbüro zur Verfügung zu stellen.

In dem umfangreichen Verhandlungsergebnis sind viele weitere neue Regelungen enthalten: so gelten zukünftig mit dem Tarifvertrag Qualifizierung und dem Tarifvertrag für Dual Studierende, zwei neue zukunftsweisende Tarifverträge.

Beschäftigte leisten einen Beitrag

Ganz ohne Beiträge der Beschäftigten konnte die Einigung aber nicht erzielt werden. In Anerkennung der hohen Belastung durch die zugesagte Investition in Höhe von 140 Millionen Euro, den Arbeitsausfall und die teils monatelange Schulung von etwa 1000 Beschäftigten in den nächsten zweieinhalb Jahren, hat die Verhandlungskommission entschieden, dass

  •  jede/r Beschäftigte in den kommenden zweieinhalb Jahren bis Ende 2021 einen Beitrag von durchschnittlich 22,5 Stunden zur Transformation einbringt.

Als weitere unterstützende Maßnahmen für Atos/Unify wurden vereinbart:

  •  Die Tariferhöhung im Jahre 2020 wird auf 0,7 Prozent (1,2 Prozent für IG Metall-Mitglieder) festgelegt.
  • Aus dem Jahr 2020 werden drei AZV-Tage verschoben und nach 2021 vollständig wieder gewährt.

Im Gegenzug erhalten die Beschäftigten, zusätzlich zu den genannten Zusagen und tarifvertraglichen Regelungen, für die Transformation auch

  • eine Beschäftigungsgarantie für alle Beschäftigten bis zum 31.12.2022,
  • die rechtsverbindliche Zusicherung von Atos/Unify, bis zum 31.12.2022 keine Abweichung vom RTV zu beantragen und die Tariferhöhungen Metall/Elektro weiterzugeben.

Wie geht es jetzt weiter?

Das Ergebnis ist derzeit ein zusammenfassendes Verhandlungsergebnis. Nun müssen die Vereinbarungen in Tarifvertragstexte umgesetzt werden, aus denen sich dann auch ein unmittelbarer Anspruch für die Mitglieder selbst ergibt.

Das Verhandlungsergebnis wird in den nächsten Tagen den Mitgliedern der IG Metall-Tarifkommission und den Vertrauensleuten zur Verfügung gestellt.

Das ist die Grundlage für die

  •  breite Information der IG Metall Mitglieder und Beschäftigten
  • Diskussionen in Mitgliederversammlungen und im Betrieb.

Entschieden wird über die Annahme des Ergebnisses zunächst im GBR.

Atos/Unify haben die Verhandlungen von Anfang an schwer belastet mit der Forderung von hohen Opfern durch die Arbeitnehmer.

Erst in den letzten Verhandlungen sind sie davon abgerückt, dass die Beschäftigten den Großteil der Transformation bezahlen sollen.

Trotz der schwierigen und langwierigen Verhandlungen haben wir jetzt einiges für die Beschäftigten durchsetzen können:

Zusage von Investitionen in Qualifizierung, zusätzliche Mitbestimmung , Beschäftigungssicherung, Schutzbestimmungen, Beratung, Innovationsförderung, zukunftsweisende neue Tarifverträge und Zusagen aus diesen Elementen haben wir ein gutes Paket für die Beschäftigten geschnürt.

Dass wir in den letzten Verhandlungen den Durchbruch erreichen konnten haben wir auch der massiven Unterstützung durch Aktionen und Warnstreiks zu verdanken. Dafür herzlichen Dank!

Nun gilt es das Ergebnis erfolgreich umzusetzen. Auch dabei ist die Unterstützung der Beschäftigten gefragt. Damit aus dem Verhandlungserfolg eine erfolgreiche Transformation im Interesse der Beschäftigten wird.